Aus alten Fischernetzen werden Hightech-Werkstoffe
Abgelegte Fischernetze und Schiffsseile sind ein großes Umweltproblem: Sie treiben oft als sogenannte Geisternetze durch die Ozeane und gefährden Meereslebewesen. Doch was wäre, wenn sich diese Abfälle in wertvolle Hightech-Materialien verwandeln ließen? Genau das untersucht das Forschungsprojekt "OceanLFT". Das Ziel: Kunststoffe aus alten Fanggeräten sollen nicht länger im Meer landen, sondern zur Herstellung neuer, langlebiger Produkte dienen.
Ein großer Teil des Plastikmülls in europäischen Gewässern stammt aus falsch entsorgten Fanggeräten. Ziel des Projekts ist es, Polyamid und Polypropylen aus diesen maritimen Abfällen als hochwertige Sekundärrohstoffe wiederzuverwerten. Die Forschenden wollen die Grundlagen schaffen, um aus den recycelten Materialien neue langfaserverstärkte thermoplastische Werkstoffe (LFT) zu entwickeln, die für technische Anwendungen geeignet sind.
LFT sind Kunststoffe, die mit langen Fasern (meist aus Glas oder Carbon) verstärkt werden. Diese Fasern verbessern die Festigkeit, Zähigkeit und Wärmebeständigkeit des Werkstoffs erheblich. So können Bauteile hergestellt werden, die leicht, formstabil und langlebig sind.
Das im November 2025 gestartete Projekt erprobt verschiedene Verfahren des werkstofflichen Recyclings und Upcyclings. Mit neuartigen Sensoren und einer Inline-Messvorrichtung kann die Qualität des geschmolzenen Kunststoffs während der Verarbeitung überwacht werden. Ziel ist es, LFT-Granulate zu erzeugen, die eine vergleichbare Festigkeit und Zähigkeit wie Neuware erreichen. Um die mechanischen Eigenschaften der neuen Werkstoffe zu überprüfen, werden die Forschenden sie in ersten Demonstratoren wie Lüfterrädern einsetzen.
Langfristig trägt das Projekt dazu bei, maritime Kunststoffabfälle in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen und so den CO2-Fußabdruck zu verringern. Darüber hinaus entsteht ein wirtschaftlicher Anreiz, alte Fischernetze und Seile ordnungsgemäß zu entsorgen und als Rohstoffquelle zu nutzen – ein Beitrag zur Schonung von Ressourcen und zum Schutz der Meere.