Forschung mit disruptivem Potenzial

Manche Ideen verändern alles: Sie stellen Gewohntes infrage, eröffnen völlig neue Wege und setzen Entwicklungen in Gang, die zuvor undenkbar waren. Solche "disruptiven Ideen" sind Motor für Fortschritt – auch wenn sie anfangs riskant erscheinen. In der Materialforschung können sie zu Durchbrüchen führen, die unsere Technologien, unsere Wirtschaft und unseren Alltag grundlegend prägen. Damit solche Ansätze eine Chance haben, braucht es Mut und Unterstützung.

Disruptive Ideen brechen mit etablierten Denkweisen und eröffnen Perspektiven, die bisher nicht möglich schienen. Oft wirken sie anfangs experimentell oder sogar unrealistisch. Doch genau das macht sie so wertvoll, denn sie können den Weg für radikale Neuerungen ebnen.

Ein für unseren Alltag besonders augenfälliges Beispiel für den technologischen Wandel zeigt sich bei der Digitalisierung der Unterhaltungselektronik. In den letzten Jahrzehnten haben immer wieder neue Datenträger ältere abgelöst und digitale Endgeräte ganze Branchen umgekrempelt. So hat beispielsweise die Digitalfotografie die klassische Filmentwicklung fast vollständig verdrängt und die Art verändert, wie wir Bilder aufnehmen, speichern und mit unseren Mitmenschen teilen. Disruption bedeutet also nicht nur technischen Fortschritt, sondern kann auch gesellschaftliche Entwicklungen beschleunigen und völlig neue Märkte schaffen.

Materialforschung als Treiber disruptiver Innovationen

In der Material- und Werkstoffforschung ist dieses Potenzial besonders groß. Disruptive Ansätze können völlig neue Werkstoffe, aber auch gänzlich neue Anwendungen für bekannte Werkstoffe, hervorbringen. Somit können sie die Art, wie wir Materialien nutzen und einsetzen, grundlegend verändern.

Doch gerade weil solche Ideen oft außerhalb des Gewohnten liegen, finden sie nur schwer Unterstützung. Hier kommt gezielte Förderung ins Spiel: Sie schafft die Voraussetzungen, um riskante Hypothesen zu prüfen, neue Methoden zu erproben und unkonventionelle Technologien zu testen. So werden Grundlagen geschaffen, auf denen später marktreife Innovationen entstehen können.

Experiment!Material: Raum für mutige Ideen

Mit der Förderrichtlinie "Untersuchung risikoreicher Ideen im Bereich der Material- und Werkstoffforschung" (Experiment!Material) fördert das BMFTR originelle, wissenschaftlich fundierte Ideen in der Material- und Werkstoffforschung. Ziel ist es, erste Machbarkeitsnachweise für unkonventionelle Hypothesen, Methoden oder Technologien zu ermöglichen. Diese Ansätze lassen sich auf anderen Wegen aufgrund des hohen Risikos oft nur schwer erforschen und erfordern damit auch innovative Wege in der Förderung, die über konventionelle Auswahlverfahren hinausgehen. Hier setzt "Experiment!Material" an.

Die Maßnahme bietet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, neue Ideen an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in zeitlich begrenzten Erprobungsphasen von bis zu 18 Monaten auszuprobieren. Dabei geht es nicht um schnelle Marktreife, sondern darum, Freiräume für innovative Experimente zu schaffen. Ein Scheitern der Projekte wird in Kauf genommen, denn gerade daraus lassen sich wichtige Erkenntnisse für verwandte Untersuchungen und Technologien gewinnen. Auf dieser Basis können langfristig neue Anwendungen, Verfahren oder Produkte entstehen, die in Forschung, Industrie und Gesellschaft Wirkung entfalten. Die Förderung unterstützt dabei gezielt unkonventionelle Wege, um technologische Entwicklungen und Fortschritt aktiv voranzubringen.