Nachhaltigkeit und Ressourcensouveränität

Unsere Welt befindet sich in einer Zeit des Wandels. Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Forschung stehen vor zahlreichen, teils neuen, Herausforderungen: Klimawandel, Energiewende, demografischer Wandel, Rohstoffknappheiten und die Unterbrechung von Lieferketten sind nur einige von ihnen. Die Materialforschung kann einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, diese Herausforderungen zu meistern und die Souveränität Deutschlands und Europas zu sichern.

Der tiefgreifende Wandel, in dem unsere Gesellschaft sich durch zahlreiche Herausforderungen befindet, erfordert sowohl einen weitsichtigeren Umgang mit den vorhandenen Ressourcen als auch Innovationen für mehr Ressourceneffizienz.

Ein Großteil aller technischen Innovationen hängt direkt oder indirekt von den Eigenschaften der verwendeten Materialien ab. Denn Materialwissenschaft und Werkstofftechnik sind stark interdisziplinär geprägt: Forschungsergebnisse aus Chemie, Physik, Biologie und den Ingenieurwissenschaften geben der Werkstoffentwicklung immer wieder neue Innovationsimpulse, die wiederum Entwicklungssprünge in unterschiedlichen Anwendungsbereichen hervorrufen. Materialinnovationen bieten somit ein hohes Potenzial, Ressourcen zu schonen und Umweltbelastungen zu reduzieren. Die verfügbaren Ressourcen effizient zu nutzen ist aber nicht nur mit Blick auf Nachhaltigkeitsziele von immenser Bedeutung. Auch aus Kosten- und Wettbewerbsgründen ist es eine herausfordernde Zukunftsaufgabe.

Einfach formuliert lautet unser Ziel: Mit weniger Ressourcen gleich viel oder mehr Nutzen erreichen. Wenn es gelingt, das Wirtschaftshandeln vom steigenden Ressourcenverbrauch und zunehmenden CO2-Ausstoß zu entkoppeln, dann kann eine Vielzahl globaler Herausforderungen gemeistert und Wohlstand auch für zukünftige Generationen gesichert werden.

Nachhaltigkeit und Sicherheit gehen Hand in Hand

Wohlstand in einer hochentwickelten Gesellschaft erfordert eine nachhaltige Industrie. Sie wird durch eine ganzheitliche Betrachtung des gesamten Lebenszyklus eines Materials gewährleistet. Vom Design über die Materialentwicklung und -verarbeitung, die Verwendung durch den Verbraucher bis hin zum Lebensende eines Produkts sollte sich dieses als sicher und nachhaltig erweisen. Nachhaltigkeit und Sicherheit gehen dabei Hand in Hand. Beide Aspekte sollten bei Entwicklungen stets gemeinsam betrachtet werden, da europaweit nur ein nachhaltiges und sicheres Produkt perspektivisch eine Marktzulassung erhalten soll.

Das BMBF fördert eine nachhaltige, ressourceneffiziente Materialforschung in Deutschland

Mit dem Ziel eine nachhaltig und ressourceneffizient agierende Industrie forschungsseitig zu unterstützen hat das BMBF im Dezember 2022 das erste Modul der Material-Hub-Initiative „MaterialNeutral – Ressourcensouveränität durch Materialinnovationen“ ins Leben gerufen. Im Rahmen dieser Initiative sollen Forschungsaktivitäten missionsorientiert gebündelt werden, um drängende gesellschaftliche und industrierelevante Fragestellungen akteursübergreifend anzugehen.  Das BMBF initiiert auf diese Weise Kooperations- und Synergiepotenziale zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft bestmöglich im Sinne von Nachhaltigkeit und Ressourcensouveränität zu heben.

Im Fokus der Initiative „MaterialNeutral“ steht die Steigerung der Ressourcen- und Materialeffizienz und das Erreichen einer hohen technologischen Souveränität, um mit weniger Ressourcen gleich viel oder mehr Nutzen zu erreichen und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Die dafür notwendige Methodenkompetenz in Deutschland soll im Rahmen der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten weiter ausgebaut werden. Essentieller Bestandteil des stufenweisen und längerfristigen Konzepts sind deshalb auch die Verwertung und Skalierung der Ergebnisse bis zum Technologietransfer in die industrielle Anwendung. Sie sollen im Rahmen der Förderprojekte bereits mitgedacht und über die Förderlaufzeit vorangetrieben werden.

Mit dem Hub sollen neue Anreize und Modelle für die Einbindung der Industrie und für Ausgründungsvorhaben geschaffen werden. Dabei sind die Themen Materialsicherheit, Digitalisierung der Materialforschung und -entwicklung sowie deren Normung und Standardisierung elementare Bestandteile der Zielerreichung. Innovative Materialien, die Industrie und Gesellschaft so dringend benötigen, sollen auf diese Weise sicher, umweltfreundlich und nachhaltig gestaltet werden und schnell verfügbar sein.