Mit Nanostrukturen vor gefälschten Medikamenten schützen

Der Markt für gefälschte Arzneimittel wächst rasant, vor allem durch den steigenden Internethandel mit Medikamenten. Nicht nur der wirtschaftliche Schaden ist immens, es drohen auch erhebliche gesundheitliche Risiken für den Verbraucher. Im Zuge des BMBF-Projektes Pharmasafe werden neue Technologien entwickelt, um gefälschte Tabletten sicher identifizieren zu können.

Der Markt für pharmazeutische Fälschungen beträgt laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gegenwärtig etwa 75 Milliarden US-Dollar. Das organisierte Verbrechen erkennt zunehmend die Attraktivität dieses Marktes. Das Risiko der Strafverfolgung ist für kriminelle Organisationen oftmals gering, da sie ihre Fälschungen vor allem über das Internet aus fernen Ländern vertreiben. Gefälschte Arzneimittel stellen eine direkte und reale Bedrohung unserer Gesellschaft dar. So wurden beispielsweise erst kürzlich durch kriminelle Organisationen in die legale Verteilungskette eingeschleuste, gefälschte Krebsmedikamente von mehreren Herstellern gefunden. Der Bedarf für fälschungssichere Tabletten ist daher sehr groß, da eine einfache Sicherung der Umverpackung nicht ausreichend ist oder leicht umgangen werden kann.

Ein Fingerabdruck für Medikamente

Ziel des Forschungsprojektes Pharmasafe ist daher die Entwicklung von Methoden und Technologien zur sicheren Verifikation von pharmazeutischen Tabletten. Das Vorhaben benutzt dabei einen neuen Ansatz, bei dem es erstmals möglich ist, ohne Veränderung der pharmazeutischen Rezepturen oder der Herstellungsprozesse einen Fälschungsschutz bei jeder einzelnen Tablette zu erzielen.

Mit gezielt aufgebrachten Mikro- und Nanostrukturen, die durch einen Tablettenstempel übertragen werden, wird ein individueller digitaler Fingerabdruck für jedes Arzneimittel erzeugt. Dieser Fingerabdruck kann überall mit hochauflösenden 3D-Kameras auch durch Blisterverpackungen hindurch erkannt werden. Wie im Projekt nachgewiesen, erlaubt die optische Vermessung auch die charakteristische Mikrostruktur pharmazeutischer Materialien zu unterscheiden. Dadurch können nicht nur die Geometrie des Stempels, sondern auch die Materialeigenschaften von Tabletten überprüft werden.

Mit dem gewählten Ansatz wird sich künftig in Kombination mit der Produkt-Codierung eine vollständige Möglichkeit zur Echtheitsprüfung und Nachverfolgung von Medikamenten, das sog. "Tracking-and-Tracing" erreichen lassen. Gefälschte Tabletten können dann deutlich leichter erkannt und aus dem Verkehr gezogen werden. Mit dieser neuen Lösung wird ein sicherer Nachweis der Echtheit von Medikamenten möglich, wie er in neuen Regulierungsvorschriften in den kommenden Jahren in der pharmazeutischen Industrie Pflicht werden soll. Bei erfolgreicher Umsetzung könnten die Projektergebnisse weltweit Anwendung finden und zum Schutz vor gefälschten Medikamenten beitragen.