Teppichkleben nach dem Vorbild des Spinnnetzes

Industrielle Klebstoffe kommen in vielen Anwendungsbereichen zum Einsatz. Für das Verlegen von Bodenbelägen sind sowohl eine hohe Haftkraft als auch eine leichte Ablösbarkeit von Bedeutung. Um diese beiden Eigenschaften zu kombinieren, soll das Beutefangprinzip von Spinnen unter Ausnutzung des Kapillareffekts als Vorbild dienen und auf einen biobasierten Klebstoff übertragen werden.

Bioinspiration

Wer sich in der Natur aufhält, läuft früher oder später durch ein Spinnennetz. Das kann einen erschauern lassen. Doch Spinnennetz ist nicht gleich Spinnennetz, auch wenn ihr Sinn und Zweck auf eine Zielsetzung hinausläuft: Das „Festhalten“ des Beutetiers. Denn der Mechanismus, wie dies erzielt wird, kann je nach Spinnenart variieren. Während manche Spinnenarten klebrige Substanzen in ihrem Netz mit einbauen, erzeugen andere Vertreter dieser Art feinporige Fäden, mit denen sie gezielt die Schwachstellen ihrer Beutetiere - ihren wachsartigen Überzug - ausnutzen. Gelangt ein Insekt in das Fangnetz einer Spinne, wird der wachsartige Überzug, der das Insekt vor Austrocknung schützt, in die porösen Strukturen des Netzes hineingezogen und das Insekt so an Ort und Stelle fixiert. Zurückzuführen ist dies auf den sogenannten Kapillareffekt, einen Effekt, der auch beim Aufsaugen von Flüssigkeiten durch einen Schwamm zu beobachten ist.

Lösungsansatz und Anwendungspotenziale

Im Rahmen des Projekts „KleBoSpin“ soll dieses auf Kapillarkräften basierende Fangprinzip der Spinne auf industrielle Klebstoffe übertragen werden. Hiermit sollen Bodenbeläge, z. B. Teppichböden, so konzipiert werden, dass sie einerseits eine gute Haftung und andererseits ein einfaches sowie kleberückstandsfreies Ablösen des Bodenbelags ermöglichen. Hierzu wird der Bodenbelag in Anlehnung an das Spinnennetz beschichtet. In Kontakt mit einem speziellen Klebstoff, der direkt auf die zu beklebenden Oberflächen, z. B. auf Estrichoberflächen, aufgebracht wird, entfaltet das Klebesystem seine bioinspirierten Klebeeigenschaften. Im Erfolgsfall führt das Projekt bei der Entfernung und Verlegung eines Bodenbelags zu Zeit- und Kostenersparnissen, die v. a. dem Endverbraucher zugutekommen. Darüber hinaus leistet das Projekt einen wesentlichen Beitrag dazu, dass Klebstoffhersteller sowie Hersteller von Bodenbelägen neue innovative Produktlösungen auf dem Markt platzieren können.