Neue Polymere und 3D-Druck-Systeme für individuelle Arzneistoffdosierungen (PolyPrint)

Derzeit erfolgt die Herstellung von Tabletten in vollautomatischen Anlagen durch die Verpressung von Pulvergemischen. Die Produktion einer größeren Anzahl unterschiedlicher Wirkstoffdosierungen ist auf den vorhandenen Hochleistungsanlagen mit hohem Durchsatz pro Stunde nicht sinnvoll, da die Verarbeitung nur bei großen Mengen wirtschaftlich wird. Aufgrund dessen ist aktuell eine Herstellung von individuellen Arzneimitteln, die auf das Krankheitsbild und die körperliche Konstitution der Patienten (z.B. Stoffwechselkrankheiten oder metabolische Besonderheiten) angepasst sind, nicht möglich. Besonders gravierend ist dies für Patientengruppen, die häufig nicht verfügbare Wirkstoffdosierungen benötigen, z.B. Kinder. Für diese Patientengruppen kann häufig keine passende Therapie gewährleistet werden. Auch die Kombination von mehreren Wirkstoffen in individuellen Dosierungen in einer Tablette ist im Rahmen der derzeitigen Produktion nicht möglich oder unwirtschaftlich.

Neuartige Herstellverfahren aus dem Bereich des 3D-Drucks eröffnen hier neue Möglichkeiten, maßgeschneiderte orale Darreichungsformen mittels Fused Deposition Modeling (FDM) zu generieren. Das Projekt PolyPrint nutzt dieses 3D-Druckverfahren und entwickelt es für die pharmazeutische Produktion weiter. Käuflich erwerbbare Drucksysteme und Rohstoffe sind für pharmazeutische Zwecke nur sehr bedingt geeignet. Im Rahmen des Projekts PolyPrint werden deshalb neuartige Polymere erforscht, die die geeignete Kombination aus Flexibilität, Viskosität, thermischer Stabilität und Schmelztemperatur aufweisen. Außerdem müssen die Wirkstoffe sicher und zersetzungsfrei in die Polymere eingebettet und in dieser Kombination lagerstabil sein. Im Körper müssen die Polymere die Wirkstoffe wieder abgeben können und in Einzelfällen auch die Aufnahme positiv beeinflussen. Die derart gedruckten Tabletten werden in Größe, Geometrie, Anzahl der Wirkstoffe und Dosierung anpassbar sein, wodurch ebenfalls die Freisetzung des Wirkstoffs gesteuert werden kann. Zusätzlich ermöglicht das zu erforschende System eine dezentrale Produktion nah am Endverbraucher, z.B. in der Apotheke.

Das interdisziplinäre Konsortium des Projekts Poly-Print erforscht Polymere, Formulierungen mit Wirkstoffen und 3D?Druckverfahren gemeinsam in einem ganzheitlichen Ansatz, um das Potenzial von 3D-Druckverfahren für die zukünftige Produktion von Arzneimitteln in Deutschland zu erschließen.